
Meine Lieblingsbücher
Die Intention ist, daß sich hier meine Lieblingsbücher und Literaturempfehlungen versammeln. Momentan komme ich kaum zum Lesen, aber es gab mal eine Zeit, als ich Bücher nur so verschlungen hatte. Jahrelang habe ich täglich am Buchladen vorbeigeschaut, um zu sehen, was es Neues gibt.
Meine liebsten
Kurt Vonnegut jr. - Frühstück für starke Männer
Es traf mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel, als ich dieses Buch völlig ahnungslos aus dem Regal der Bibliothek zog und einen Blick hineinwarf. Gleich im Vorwort wird mir ein Arschloch hingezeichnet! Auch sonst strotzt es vor vielen kleinen Illustrationen direkt vom Autor. Die unglaublich lustige Geschichte ist ein sehr komplex miteinander verwobenes Geflecht aus Handlungssträngen über einen Science-Fiction Autor Kilgore Trout und einen Pontiac-Händler namens Dwayne Hoover, die in einem Amerika leben, das den Bach runtergeht.So ein Buch hatte ich noch nicht gelesen! In Folge habe ich alles von Vonnegut verschlungen, was ich irgendwie bekommen konnte. In der DDR war noch "Schlachthof 5" verlegt worden, wo ich entdeckte, daß der Autor einen Bezug zu Dresden hatte, weil er als Kriegsgefangener hier interniert war. Schlachthof 5 war die Adresse seines Lagers im Ostragehege.
Kurt Vonnegut war mal zusammen mit seinem deutschen Übersetzer Harry Rowohlt zu einer Lesung in Dresden und hat mir "Frühstück für starke Männer" signiert.
Thomas Pynchon - Die Versteigerung von No. 49
Ein schmaler Band über eine Verschwörungsgeschichte, die harmlos beginnt, aber zunehmend größer und verworrener wird. Meinem Studienfreund Tom und mir hatte sie so gut gefallen, daß wir beschlossen, uns zum Teil des Buches zu machen, indem wir uns das Erkennungszeichen der Verschwörer, ein gedämpftes Posthorn von Thurn und Taxis, als kleine Anstecknadeln aus Silber herstellten. Eingeweihte hätten so erkennen können, daß wir das Buch gut fanden. Keine Ahnung, ob das auch nur ein Mensch bemerkt hat.Joseph Heller - Catch 22 (deutsch: der IKS-Haken)
Das ist ein unglaublich lustiger Roman über den Krieg. Es werden absurde Geschichten über die Mitglieder einer Bomber-Staffel erzählt, die im Zweiten Weltkrieg von einer Insel vor Italien aus das italienische Festland bombardieren sollen. Zum Beispiel die von Major Major Major. Leider werden die Piloten und Besatzungsmitglieder im Verlauf der Kämpfe immer weniger. Mittendrin setzt Captain Yossarian angesichts der permanenten Gefahr, abgeschossen zu werden, alles daran, zu überleben. Ich habe das Buch nicht beenden können, weil es mich so mitgenommen hat.Italo Calvino - Kosmokomische Geschichten
Wer hat sich noch nicht gewünscht, kosmologische Theorien von einem erklärt zu bekommen, der damals wirklich dabei war? Auch wenn das Buch 1965 geschrieben wurde und einige Theorien längst widerlegt sind, tut das dem Lesespaß keinen Abbruch. Mit dabei sind der Urknall, als alle wie die Heringe in einem Punkt zusammengedrängt waren, oder die Steady State Theorie, laut der sich spontan Wasserstoffatome im Raum bilden, aber auch die Bildung der Erde und das Aussterben der Dinosaurier. Urkomisch und albern.Calvino hat noch mehr Bücher über herrlich absurde Dinge geschrieben, wie "Der Ritter, den es nicht gab", immer mit einem geschliffenen Stil und großer Einbildungskraft.
Dr. Jonathan Swift - A Modest Proposal
oder wie es mit vollem Titel heißt; "A modest proposal for preventing the children of poor people in Ireland, from being a burden on their parents or country, and for making them beneficial to the publick." Ein wunderbares Beispiel dafür, wie man vernünftig argumentieren kann. Das Englisch ist auch nach fast 300 Jahren noch sehr verständlich und den logischen Argumenten kann man doch folgen, oder?Margaret Atwood - Oryx and Crake
Die Frau hat ein Händchen dafür, es ganz plausibel erscheinen zu lassen, wie schnell man aus unserer gefestigten Demokratie in eine dystopische Endzeit schlittern kann. Das war so bei "Die Geschichte der Magd" und ist auch in diesem Buch wieder so. Es geht darum, daß die Superreichen dieser Welt nicht mehr demokratisch kontrolliert werden können und mit ihrem Geld machen können, was sie wollen. Immer mehr Personen erhalten dadurch die Möglichkeit, die Menschheit komplett auszurotten. Der Roman spielt eine Variante davon sehr glaubwürdig durch. Dabei müssen die Mächtigen nicht mal richtig böse Menschen sein, es reicht, wenn sie nicht genug über die Konsequenzen ihres Tuns nachdenken oder ihnen manche Konsequenzen egal sind.Das Buch ist der erste Band der "MaddAddam"-Triologie. Die weiteren Bände "Das Jahr der Flut" und "Die Geschichte von Zeb" beleuchten die Tragödie aus den Blickwinkeln anderer Personen.
Terry Pratchett - Kleine freie Männer
Während ich im Winter endlose Nächte im Zelt liege, habe ich viel Zeit, mir was vorlesen zu lassen. Terry Pratchett ist der ideale Autor dafür. Sein Werk ist so unerschöpflich, daß ich meist ein paar seiner Romane dabeihabe. Der überbordende Witz und die vielen phantastischen Einfälle begeistern mich immer wieder aufs Neue. Es stört mich auch nicht, wenn ein Buch wie dieses als Jugendbuch vermarktet wird. Unterhaltsam ist es trotzdem.Im Werk von Terry Pratchett gibt es verschiedene Handlungsstränge, in denen die Bücher aufeinander aufbauen. "Kleine Freie Männer" (Band 30 in chronologischer Reihenfolge) ist der erste Band der "Tiffany Weh" Reihe. Weiter geht es damit in Band 32 "Ein Hut voller Sterne". Am besten man liest die Bücher nicht in chronologischer Reihenfolge, sondern informiert sich vorher, was zusammengehört.
Philip Pullman - Der Goldene Kompass
Das ist das erste Buch der Romanreihe "His Dark Materials", die ebenfalls als Jugendbücher vermarktet werden, wo aber auch einem Erwachsenen nichts fehlt. Es ist ein wilder Ritt durch phantastische Welten, sehr spannend und fesselnd geschrieben. Ich habe sehr mit den Protagonisten mitgelitten.
Science Fiction
Früher habe ich alle Science Fiction verschlungen, derer ich habhaft werden konnte. Mittlerweile ist der Science-Aspekt immer mehr in den Hintergrund gerückt.
Ursula K. Le Guin - Die wilde Gabe
Die Amerikanerin ist sehr gut darin, neue Welten zu erschaffen, in denen ganz eigene Gesetze gelten, und diese Gesetze dann stringent anzuwenden. In diesem Buch ist die Welt eine, deren Bewohner spezielle Gaben haben, mehr oder weniger mächtig, aber völlig anders, als man sie von typischen Superhelden des Marvel-Universums kennt. Der Erzählstil ist sehr ruhig und es macht Spaß zuzusehen, wie sich die Story entfaltet. Das Ganze findet ein in dieser Welt logisches Ende.Obiges Buch ist als Einstieg sehr geeignet, weil es eine in sich abgeschlossene Geschichte erzählt. Wer mehr will, kann den "Erdsee-Zyklus" lesen. Dort ist die Prämisse, daß Magie dadurch entsteht, daß man den wirklichen Namen der Dinge kennt. Gar nicht so unrealistisch, man muß die Dinge erforschen, um sie beeinflussen zu können. Oder kurz gesagt: Wissen ist Macht.
Während ihre späten Werke eigentlich eher unter Fantasy einsortiert werden, haben ihre frühen wenigstens etwas Science. Besonders gefällt mir davon "Planet der Habenichtse".
Krimis
Die Unmassen von Toten, die heute die Buchregale bevölkern, haben mich eigentlich nie interessiert. Ich hab nicht mehr gelesen, als die Romane der Altmeister dieses Fachs Dashiel Hammet und Raymond Chandler. Dazu noch vieles von Simenon und einiges von Joan Aiken.
Dashiell Hammett - Der Malteser Falke
Ich hab neulich den Film mit Humprey Bogart nochmal gesehen, der ist schon ein bischen albern aus heutiger Sicht. Trotzdem mag ich den. Der Roman ist allerdings immer noch großartig. Es geht um einen von der Gesellschaft desillusionierten Detektiv, der weder naiv noch korrupt ist, sondern einfach sein Geld verdienen muß, um zu überleben. Als sein Partner Archer bei einer Observierung erschossen wird, ist er es ihm schuldig, den Fall aufzuklären.Raymond Chandler - Die kleine Schwester
Einer der Romane um den Privatdetektiv Philip Marlowe. Ebenfalls einer, der von seinem Umfeld desillusioniert ist, schon viel gesehen hat, sich aber trotzdem einen Rest Ehre bewahrt hat. Ich fand die Romane von Chandler eigentlich alle gut. Genervt von den immer wieder neuen Übersetzungen, die sich alle irgendwie anders lasen ("Die Frau im See", "Die Tote im See", neuerdings "Die Lady im See"), hatte ich mir irgendwann mal die englischen Ausgaben besorgt und im Original gelesen. Danach nie wieder. Auch heute scheint man die Romane aller 10 Jahre neu übersetzen zu müssen, um sie wieder als wie neu verkaufen zu können.Georges Simenon - Drei Zimmer in Manhattan
Ich habe sehr viele Romane von Simenon gelesen, die alle gut waren, aber er hat noch viel mehr geschrieben, als ich lesen konnte. Er war ein Workaholic. Von diesem Roman, der mal kein Krimi ist, war mir in Erinnerung geblieben, daß der Held nachts um drei nicht schlafen kann und in die Kneipe in seinem Haus hinuntergeht, um dort was zu trinken. Das war sensationell für mich. Daß es ein Land gab, wo so etwas möglich war. In Ostdeutschland schlossen die Kneipen nachts um zehn, die meisten mußten ja um 6 zur Schicht. Komischerweise war ich auch nach der Wende noch nie früh um drei in einer Kneipe. Extra deswegen umziehen lohnt auch nicht.Joan Aiken - Die Kristallkrähe
Joan Aiken ist eigentlich keine Krimi-Autorin. Sie hat Fortsetzungen des Werkes von Jane Austen geschrieben und viele Mystery-Romane teils auch für Kinder. Auch dieser Roman beginnt langsam wie ein Jane Austen Roman, was nicht unbedingt schlecht ist. Ich weiß nur noch, daß mir die Heldin äußerst sympathisch war. Sehr spät gewinnt die Geschichte an Fahrt und gegen Ende überschlagen sich die Ereignisse förmlich und es kommt zu einem furiosen Finale.Der andere Krimi von Joan Aiken, den ich gut finde, heißt "Der eingerahmte Sonnenuntergang". Auch hier fiebere ich mit der sympathischen Heldin bis zur letzten Seite mit.
Wirklich schöne Bücher
Es gibt Ausgaben von Büchern, da paßt einfach alles. Nicht nur daß der Text gefällt, auch das Design und die Illustrationen sind perfekt.
Jan Weiss - Das Haus mit den tausend Stockwerken (Paul List Verlag Leipzig, 1977)
Ein dystopischer Roman über Peter Broks Aufstieg im Mullerdom. Die bizarre Geschichte wird von vielen typographischen Details unterstützt, wie den in unterschiedlichsten Zeichensätzen eingebetteten Schildern und Zitaten, dem sehr schmalen Satz und Kapitelüberschriften in normaler und Spiegelschrift. Ein graphischer und literarischer Leckerbissen.Karel Čapek - Der Krieg mit den Molchen (Aufbau Verlag 1987, mit Illustrationen von Hans Ticha)
Unmengen wunderschöne Grafiken verzieren den Text und machen zusammen mit der aufwendigen Typographie das Lesen zu einem Augenschmaus. Es geht um die Geschichte der Entdeckung einer Spezies vernunftbegabter Molche, die alle Phasen durchläuft, von Euphorie nach der Entdeckung über Unterwerfung bis zum Krieg. Dasselbe was vermutlich uns oder ihnen blühen würde, wenn wir Aliens entdecken oder sie uns. Das Buch hat auch einen Bezug zu meiner Heimat, denn am Schluß wird Dresden Küstenstadt.
Wanderliteratur
Zwischendurch lese ich immer mal gerne, was die Kollegen so treiben. ;-)
Bill Bryson - Frühstück mit Bären
Das war das erste Buch von ihm, das ich gelesen habe. Bryson entdeckt, daß er in den USA direkt am Appalachian Trail wohnt, und beschließt den mit seinem Studienfreund, den er lange nicht gesehen hat, zu wandern. Es ist urkomisch, wie er seinen Freund Katz beschreibt, der als Wander-Novize viel zu viel mitgenommen hat und die Hälfte wutentbrannt in die Büsche pfeffert.Mittlerweile schätze ich Bryson als einen, der zu allen seinen Büchern sehr tiefgründig recherchiert und witzig über sehr verschiedene Themen schreiben kann. Ich habe alle seine Bücher gelesen.
Christine Thürmer - Laufen. Essen. Schlafen.
Das ist das erste Buch von ihr, in dem sie ihre Anfänge im Langstreckenwandern beschreibt. Von null Wandererfahrung zur Triple Crown of Hiking für die Bewältigung der drei langen Trails in den USA. Das Buch ist sehr ehrlich geschrieben und ich kann ihre Freude am Draußensein sehr gut nachvollziehen. In den nachfolgenden Büchern wiederholt sich manches ein wenig. Das muß ja auch so sein, wenn man neue Leser abholen will. Trotzdem habe ich auch die gerne gelesen.
Ab und zu stoße ich auf Webseiten, bei denen nicht das Verkaufen im Vordergrund steht, sondern Erlebnisberichte über weite Wanderungen. Wenn sie dann auch noch interessant geschrieben sind, lasse ich mich gerne mal einen Abend lang davon fesseln.
- locke-und-hut.de ist so eine Webseite. Ein junges Paar war erst zwei Mal in meiner Heimat unterwegs, bevor sie während der Corona-Zeit auf große Tour durch Europa aufgebrochen sind. Leider hat man danach nichts mehr von ihnen gehört. Ein lustiges Detail ist, daß sie jeden Abend ein Bild von sich in immer gleicher Pose gemacht haben. So wie ich immer zwanghaft mein Zelt fotografieren muß.
- Interessante Wanderberichte gibt es auch auf auf-schusters-rappen.de zu lesen. Jakob Schuster ist mit seinem Hund Balou in Deutschland, den Niederlanden und Frankreich unterwegs. Ich habe darüber nachgedacht, eine seiner Touren nachzugehen, hebe mir das aber für später auf, wenn mir die Gebirge zu steil werden.
