
Via Apsyrtides
Inseln Cres, Lošinj und Ilovik
Tom Schilling
Kroatien 2025
Für meine Mutter
Impressum
Auflage Oktober 2025
© Tom Schilling, Dresden, Deutschland
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Inhalt


2025 Auf der Via Apsyrtides unterwegs über 3 kroatische Inseln.
L 150 km, H 3400 m, R 3400 m, O 609 m, U 0 m, Z 14 Tage
Inhalt
Vorbereitung
Nur die Türkei im Frühling und eine Woche Paddeln in Mecklenburg reicht mir nicht für dieses Jahr. Ich mußte dringend noch was unternehmen! Manchmal kommen mir Ideen, wenn ich einfach nur auf topographischen Karten wie der Reit- und Wanderkarte herumspaziere. So auch diesmal. Rechts neben Italien entdecke ich eine schöne lange Insel und darauf ist ein Wanderweg eingezeichnet. Eine Internet-Recherche fördert die Via Apsyrtides zutage, ein Wanderweg, der erst 2024 eröffnet wurde. Er hat Berge und Meer und liegt in Kroatien, wo ich noch nicht gewandert bin. Das könnte was werden!

Die Route verläuft über die drei Inseln Cres, Lošinj und Ilovik. Die ersten beiden sind mit einer Brücke verbunden, Ilovik erreicht man nur per Boot. Mein eigenes Boot nehme ich diesmal nicht mit, sondern vertraue darauf, daß mich schon irgendwer übersetzen wird.
Die Tour ist in Englisch auf der Webseite viaapsyrtides.hr beschrieben. Wanderführer in Deutsch scheint es noch nicht zu geben. Zu jeder der 11 Etappen gibt es auf der Webseite eine kurze Beschreibung der Sehenswürdigkeiten, ein paar Serviceinformationen und den GPS-Track auf der Karte und zum Herunterladen. Ich habe die Etappen mal aneinandergehängt und Wasserquellen, Läden und andere Infos als Wegpunkte hinzugefügt:
Track Via Apsyrtides komplett.
Etwas versteckt unter "About Project" gibt es für den Nordteil von Cres auch eine Wanderkarte im Maßstab von 1:50.000 zum Herunterladen: Karte von Cres. Von der erfährt man die lokalen Wegbezeichnungen, falls Wegweiser damit beschriftet sein sollten.
Ich buche kurz entschlossen den letzten günstigen Flug im Oktober nach Rijeka und sehe erst im Nachhinein, wo der gleichnamige Flughafen eigentlich liegt. In Osten von Cres, 26 km von Rijeka entfernt. Um nicht bei der Anreise schon zu viel vom Wanderweg zu spoilern, will ich meine Wanderung in Porozina beginnen, was man mit der Fähre von Westen aus erreicht. Von da komme ich zu Fuß zum nördlichsten Punkt der Inseln, dem Start der Via Apsyrtides. Am Anreisetag werde ich also einen großen Bogen um das Nordende der Insel schlagen.
Öffentlichen Nahverkehr gibt es vom Flughafen als Bus-Shuttle. Erst auf den letzten Drücker ist der Oktober-Fahrplan auf der Flughafenwebseite verfügbar. Am 11.10. fährt ein Bus um 11:30 Uhr, mein Flugzeug kommt 11 Uhr an. Hoffentlich bekomme ich mein Gepäck so schnell. Ansonsten werde ich eben um den Flughafen herum die 4 Kilometer bis nach Omišalj laufen, zumal ich unterwegs an einem Laden vorbeikomme, der Gaskartuschen verkauft. Leider nur große.
Ich nehme ein Zelt mit, um auf alles vorbereitet zu sein. Schade, daß einige der schönen Zeltplätze im Oktober bereits geschlossen sind. Auch andere Übernachtungen sind um diese Zeit kaum noch zu bekommen. Auf Google Maps kann ich erahnen, was es im Sommer alles gibt. Dummerweise ist bei den Quartieren fast nie eine E-Mail-Adresse angegeben, nur Telefonnummern. Eine Telefonnummer mag praktisch sein, wenn ich vor der Tür stehe und Einlaß begehre. Zur Anfrage ist sie ungeeignet. Mails lassen sich sichten, wenn es gerade paßt, wenn notwendig auch an ein Übersetzungsprogramm verfüttern und man kann später noch nachschauen, was vereinbart wurde. Telefongespräche ins fremdsprachige Ausland sind dagegen immer nur Krampf. Man stört die Menschen bei Ihrer Arbeit, hat häufig jemanden an der Leitung, der kein Englisch oder Deutsch kann und versteht die Antwort nicht.
Weil abzusehen war, daß ich erst im Dunklen in Porozina ankommen werde, wollte ich mir dort ein Quartier buchen. Nur eines, das Tramuntana Holiday Home, hat auf der Webseite eine E-Mail-Adresse angegeben. Auf meine Anfrage nach einer Unterkunft oder einem Platz für mein Zelt bekomme ich die Antwort, daß das Haus für 7 Leute vorgesehen ist und in dieser Zeit nicht vermietet wird. Insgeheim hatte ich gehofft, daß man in so einem kleinen Ort miteinander kooperiert und mir irgendwas anderes anbieten kann. Vermutlich ist man auf meine Almosen nicht angewiesen, weil man im Sommer genug verdient.
Zur Dokumentation nehme ich einen Fotoapparat, eine 360°-Kamera und ein Handy mit. Auf die Bilder der ersten Beiden kann ich während der Wanderung nicht zugreifen. Unterwegs gibts also nur die karge Kost aus dem Handy, vorwiegend Fotos der jeweiligen Übernachtung. Die volle Schönheit gibts erst hinterher zu sehen.
Dresden ↣ Insel Cres
Der Start ist etwas holprig. Das Auto meines Bruders springt nicht an. Taxis sind keine zu bekommen. Anrufe auf der Hotline werden nur mit dem Spruch beantwortet, daß wegen erhöhtem Verkehrsaufkommen keine Bestellungen entgegengenommen werden. Es ist Sonnabend 5 Uhr. Die Straßen sind leer. Ich versuche mich in die Innenstadt durchzuschlagen, da könnte vielleicht ein Taxi stehen. Unterwegs frage ich den Fahrer eines an einer Kreuzung haltenden Wagens, ob er sich 50€ verdienen will. Er muß zu Arbeit. Um mit der Straßenbahn und Bus zum Flughafen zu kommen, ist es zu spät. Ich nehme wenigstens die Bahn Richtung Postplatz und rufe permanent die Taxi-Hotline an. Am Pirnaischen Platz komme ich durch und bestelle ein Taxi dahin. Mit dem erreiche ich kurz nach dem offiziellen Check-In-Ende den Flughafen. Ein Schalter ist noch besetzt und ich kann mein Gepäck abgeben. Der Urlaub ist gerettet!
Der Rest der Anreise verlief besser als erhofft. Der Flughafen Rijeka ist so klein, daß es kein Zufall ist, wenn das Shuttle 30 Minuten nach Ankunft eines Flugzeugs fährt. Und natürlich wartet das Shuttle, bis der letzte sein Gepäck hat. In Rijeka bekomme ich im Sportladen meine Gaskartusche, die letzte mittelgroße. Der Laden, in dem ich das Busticket zur Fähre kaufen will, hat geschlossen, obwohl das Schild was anderes sagt und Licht brennt. Ich gehe um die Ecke zu den Bussteigen und sehe gerade den Bus einfahren, der eigentlich schon zehn Minuten weg sein sollte. Ehe ich zur Besinnung komme, sitze ich schon im Bus und lasse mich zum frühestmöglichen Zeitpunkt am Fußweg zur Fähre absetzen.
Die 250 Höhenmeter abwärts laufe ich auf einem Wanderweg durch Wald. Eine schöne Einstimmung auf die Tour, nur der Einstieg in den Weg vor einem Neubau und der Weg nach der Straßenquerung sind schwer zu finden. Für letzteren muß an den richtigen Koordinaten von der Straße einen Schritt ins Gebüsch machen, dann sieht man den Weg sofort.
Der Abstieg endet an der Hafenbar. Ich gönne mir ein Bier und packe meinen Rucksack auf Wanderkonfiguration um. Es ist warm und es scheint die Sonne. Das Leben ist schön!
Die Fähre kommt erst in zwei Stunden. Als sie anlegt, frage ich die Leute, woher sie ihre Tickets haben. Ich war davon ausgegangen, daß sie in der Bude neben der Schranke verkauft werden und die war geschlossen. Weit gefehlt, die Verkaufstelle ist 400 Meter entfernt den Hang hoch! Damit Autofahrer am Ende der Schlange Tickets kaufen können. Ich renne los und schaffe es mit den letzten Autos gerade so zurück auf die Fähre. Wie dusselig von mir, das hätte ich auch in der Karte sehen können!
Ich bin der einzige Fußgänger auf der Fähre. Ansonsten gibt es nur Autos, Motorräder und Radfahrer. Am Ufer gehe ich nach links in den Ort, alle anderen fahren nach rechts. Im ersten Haus wird eine große Party gefeiert.
Weil es mit der Übernachtung im Ort nicht geklappt hat, will ich es in der verbleibenden Stunde bis Sonnenuntergang bis auf die Hochfläche schaffen, weil ich dort im Wald die besten Übernachtungsplätze vermute. Auf dem Weg scheuche ich zwei Rehe hoch. Später flüchtet noch eine Hirschkuh aus ihrer Lehmmulde.
Schon vor der Hochfläche finde ich abseits des Weges eine schöne ebene Stelle für mein Zelt. Ich sammle alle Äste weg, baue das Zelt auf, liege Probe und schlafe ohne Abendbrot ein. In der letzten Nacht hatte ich nur 2 Stunden geschlafen.

Porozina ↣ Beli
In dieser Nacht habe ich einen sehr leichten Schlaf. Wegen der Windstille höre ich die Laute der Tiere besonders deutlich. Es gibt Vögel, die ein Geräusch wie Husten erzeugen. Rehe bellen in der Ferne. Aber den meisten Lärm macht ein Wildschwein, das die ganze Nacht umherzieht und dabei unentwegt grunzt. Leider ist es nie so nahe gekommen, daß ich das ordentlich aufnehmen konnte. Am Morgen öffne ich den Reißverschluß des Innenzelts und scheuche ein Reh hoch, das direkt vor meinem Zelt gelagert hatte. Was mich als Anwohner in den Wahnsinn treiben würde, ist das tieffrequente Brummen der Fähre, die von meinem Platz 3-4 Kilometer entfernt ist, und immer noch nervt.
Dreiviertel zehn habe ich fertig gefrühstückt und gehe los. Der Weg durch den Wald ist wunderschön. Meist laufe ich auf wenig ausgetretenen Pfaden. Die Markierung ist hervorragend, auch auf dem Zubringer zum eigentlichen Wanderweg Via Apsyrtides. Wenn man 10 Meter kein Wegzeichen gesehen hat, hat man sich verlaufen oder ist unachtsam.
Ich bin weiter auf dem Weg zum nördlichsten Punkt der Insel, dem Beginn der Via Apsyrtides. In Ivanje begegne ich einem Einheimischen. Weil ich auf der Karte eine Position weit neben der Straße angezeigt bekomme, frage ich ihn nach dem Weg zum nördlichsten Anwesen der Insel, genannt Konec, zu deutsch Ende. Östlich neben dem Wanderweg gibt es einen Fahrweg. Den will ich für den Hinweg nutzen, um nicht zwei mal das Gleiche zu laufen. Er empfiehlt mir den Abstecher zum Aussichtspunkt.
Der ist ein verfallenes Militärgebäude. Eine angelehnte Holzleiter führt aufs Dach, von dem aus man tatsächlich einen phantastischen Rundumblick hat. Hinter dem Haus steht eine Sitzruppe. Ich lasse den Rucksack dort und mache mich an den Abstieg zum nördlichsten Punkt der Insel. Unter mir grunzt schon wieder sehr ausdauernd ein Wildschwein.
Am offiziellen Startpunkt der Via Apsyrtides gibt es eine Tafel und eine Stempelbox. Ich weiß nur nicht, was ich stempeln soll. Nach einer kurzen Rast und dem Verzehr der letzten mitgebrachten geschmierten Schnitten mache ich mich auf den Rückweg.
Bis Ivanje geht es diesmal auf dem Wanderpfad, danach kurze Stücke auf Fahrwegen und wieder Fußwege. Nur der Abstieg nach Beli ist auf einer neuen Schotterstraße. Ein Schild lockt zum Labyrinth. Eine schöne Beschäftigung für Kinder und Rätselheftkäufer. Aktuell probierten sich Schafe daran aus, die aber die Regeln nicht verstanden haben, daß man nicht einfach über die Steine treten darf.
Ich nehme mir die Zeit für die Besichtigung von Beli, einem sehr kompakten Ort auf einem Berg und bin 18 Uhr auf dem Zeltplatz unterhalb vom Ort. Ein Mann, der Granatäpfel erntet, sagt mir, daß geschlossen ist und daß ich gratis mein Zelt aufschlagen kann. Er sei der Bruder vom Besitzer.
Ich fülle mir als erstes am schmalen Strahl des Wasserhahns vor der Toilette alle Wasserflaschen, um keine böse Überraschung zu erleben. Dann suche ich einen Grasfleck und baue auf dem steinharten Boden mein Zelt auf. Heute mache ich mir ein Fertiggericht warm.
Dieser Zeltplatz hat eine eigene unheimliche Geräuschkulisse. Von den Oivenbäumen fallen reife Oliven auf die vielen Dauercamp-Installationen. Schlimmer, vom südlichen Steilhang, 30 Meter von meinem Kopfende entfernt, purzelt dauernd Geröll herunter.

Beli ↣ Predošćica
Früh kommt eine Frau um Oliven zu ernten, mit einem auf dem Boden ausgelegten Netz und händisch geschüttelten Ästen. Olivenöl aus solch herkömmlich geernteten Oliven wäre sicher exorbitant teuer.
Ich fange den letzten dünnen Strahl aus dem Wasserhahn auf und mache mich mit 4 Litern Wasser im Gepäck an den steilen Aufstieg. Im Kalk gibt es naturgemäß kein Wasser und auf dem Kamm schon gar nicht. Während sich gestern im Wald wenigstens noch einige Wasserlöcher erhalten hatten und auch in einer Zisterne noch Wasser war, ist auf der zugigen waldfreien Fläche nichts zu erwarten.
Nach 250 Höhenmetern mache ich kurz Rast. Zwei Wildschweine queren den Hang unter mir. Wegen dichtem Gebüsch komme ich wieder nicht zu einem Foto, aber zu hören sind sie gut. Ich teste zum ersten Mal die Tube Sonnencreme, die ich aus der Türkei mitgebracht hatte. Sie riecht nach Gummibärchen und verteilt sich wie ein Eimer weißer Farbe auf meiner Nase. Immerhin hat sie Faktor 50+.
Ein Stück geht es auf einem Wirtschaftsweg entlang bevor der Fußweg Richtung Kamm abzweigt. Ab hier weiden unbeaufsichtigt und weit verstreut Schafe. Am Hang scheuche ich drei Hirsche hoch. Einer von ihnen trägt ein Geweih. Weiter oben auf dem Sattel schaffe ich es, mal drei Rehe eher zu sehen, als sie mich. Ich habe Gelegenheit für das erste Rehfoto.
Bei der Etappenplanung hatte ich mir überlegt, die heutige Etappe mit der nächsten zsammenzulegen und mir einen Ruhetag in Cres zu gönnen. Meine jetzige Kondition gibt das leider nicht her. Ich brauche einige Pausen und bei der kurzen Tageslänge komme ich nicht weit. Dazu schleppe ich 4,5 Kilo Essen mit, meist schon abgelaufenes Zeug, und heute 4 Kilo Wasser. Letzteres ist schon für eine Zeltübernachtung gerechnet, weil es am offiziellen Etappenende Predošćica anscheinend keine Übernachtung gibt. Ich will heute so weit wie möglich laufen, damit ich morgen nur noch ein kleines Stück nach Cres habe und das Hotel voll genießen kann.
Mit der Zeltplatzsuche gestaltet es sich schwierig. Der Karst liegt voller Steine, zwischen denen nur wenige Grashalme wachsen. 17 Uhr sehe ich ein kleines Wiesenstück, will aber noch weitersuchen. Ich setze mir ein Limit von einer halben Stunde, dann müßte ich umdrehen, wenn ich noch bei Tageslicht aufbauen will. Leider geht der Weg nicht oben auf dem Kamm entlang, sondern ein wenig unterhalb. Durch die Schiefe des Geländes wird aller Lehm weggespült, es kann sich kein Grasfleck bilden. Ich unternehme auch einige Ausflüge durch das dornige Gestrüpp nach oben und auf die andere Seite der Steinmauer auf dem Kamm, finde aber trotzdem nichts. Als das Ultimatum schon abgelaufen war, entdecke ich endlich einen makellosen Grasfleck direkt an der Mauer. Ich räume nur kleine Steinchen und Disteln weg und baue das Zelt auf.
In der Nähe grasen ein paar Schafe. Die werden mich nicht stören, weil Schafe hier keine Glocken tragen. Außerdem ist eine Lehmkuhle von dort lagerndem Wild vor meinem Zelt. Ich werde morgen den Reißverschluß ganz sachte öffnen, damit ich es mir ansehen kann.
In der Apsis meines Zeltes sitzend mache ich mir einen Reis von Onkel Ben warm. Zum Tee gibt es Schokolade. Das war sicher die Etappe mit den meisten Höhenmetern, ab jetzt wirds einfacher. Ich sehe mir kurz das Band der Milchstraße über mir an, bin aber zu müde, um das lange durchzuhalten.

Predošćica ↣ Cres
Die Nacht war wegen der Höhe recht kalt. Ich hatte mir schon vorsorglich meine Jacke im Schlafsack angezogen, was warm genug war. Der Gummizug meiner Schlafsackkapuze war gleich in der ersten Nacht ausgerissen, seitdem behelfe ich mir mit einer Mütze aus einem Schlauchschal. Quer über den Kamm blies ein in der Nacht noch zunehmender Wind, der aber von den Sträuchern hinter der Mauer stark gedämpft wurde. Nur das Geräusch klang bedrohlich. Mit Sonne auf dem Zelt brauchte ich nicht zu rechnen, dafür hatte ich ja gestern den perfekten Sonnenuntergang.
Ich verfolge die Morgendämmerung und beschließe genau um 7 Uhr, mit dem Frühstück zu beginnen. Es war kein Hirsch vor meinem Zelt.
Zehn Minuten vor neun ist Abmarsch. Es geht weiterhin den Gebirgszug entlang. Einige Schafe weichen mir aus, aber zwei verfolgen mich 500 Meter lang bis zur Napoleon Road. Ich habe zwei Follower!
In den Olivenhainen vor Cres hat die Ernte begonnen. Was für eine mühselige Angelegenheit, die alle zu ernten, selbst mit Netzen!
Weil ich gerne den anonymen Komfort eines Hotels genieße, die Fläche eines Apartments oder Ferienhauses nicht brauche und auch die 30 Prozent Aufschlag für eintägige Nutzung nicht zahlen will, hatte ich vor, zuerst das Kimen Hotel anzusteuern. Ich bekomme ein Zimmer mit Seeblick, von dem man wegen der hohen Bäume davor selbst aus dem 4. Stock keine See erblicken kann. Das Zimmer ist nett. Ich wasche Wäsche und gehe in den Ort.
Am Obstladen am Hafen will ich etwas Frisches kaufen und falle prompt auf den Touristen-Nepp herein. 6,60 € für ein Kilo Wein und 6 € für 200g Oliven sind für ein Land am Mittelmeer einfach nur Phantasiepreise, egal ob handgeerntet oder nicht. Den Rest besorge ich mir später im Supermarkt.
Weil die Trailorganisation ihren Sitz in Cres hat, mache ich einen Abstecher dahin und unterhalte mich eine Weile mit einer jungen Frau. Wie so häufig ist auch hier nach Ende des Projekts die Weiterfinanzierung das Problem. Sicher muß noch einiges an Öffentlichkeitsarbeit getan werden, damit der Trail weiterlebt. Ich habe bisher keinen Trailwanderer getroffen, nur ein Mountainbiker kam mir vor Cres entgegen, der nicht einheimisch war.
Cres ist übrigens ein sehr hübsch für die Touristen herausgeputzter Ort, sehr sauber und voller südländischer Architektur. Die an die drei ineinander verschachtelten Häfen angrenzenden Cafes und Läden sind einfach Klasse! Die Welle, die es durch die langgestreckte Bucht in den hintersten Hafen schafft, muß erst noch geschlagen werden! Hoffentlich denke ich dran, morgen vom Platz zwischen den Häfen ein Panorama aufzunehmen.

Cres ↣ Valun
Meinen Hotelaufenthalt koste ich bis zur letzten Minute aus. Ich hatte gestern wieder zu viel gekauft und bekomme kaum alles in den Rucksack gestopft. Ein Bier paßt nicht mehr hinein und muß sofort auf dem Balkon getrunken werden. Normalerweise trinke ich ja nie Alkokol, wenn ich noch wandern muß, aber der Anfang ist heute einfach. 11 Uhr verlasse ich das Hotel Richtung Strandpromenade. Die zieht sich durch den ganzen Ort und noch weit in die Bucht hinein. Kaum zu glauben, wie viele Häfen voller Yachten man dort untergebracht hat!
Vom Ende der Bucht steigt ein angenehm zu laufender gepflasterter Karrenweg gerade den Berg hinauf. Oben zweigt ein schmalerer Weg in ein Gelände mit aufgegebenen Parzellen ab. Mal geht es zwischen Steinmauern entlang, mal sogar obendrauf. Auf der Kuppe hat man auf einer großen Freifläche Boote abgestellt. Der Übergang zum Schiffsfriedhof ist fließend.
Nach einem Abstieg geht der Weg parallel zur Steilküste bis nach Valun. Ich habe einen schönen Blick auf das Meer, das schon den fünften Tag unter einem wolkenlosen Himmel liegt. Den ganzen Tag begegne ich keinem Menschen und kann meinen Gedanken freien Lauf lassen. Zum Ort gehe ich nicht herunter, dort gibt es wahrscheinlich kein Quartier für mich. Mit noch 2 Litern Wasser kann ich auch draußen übernachten. Ich komme an einem Brunnenhaus vorbei und sehe mir an, wie es dahinter aussieht. Der Platz hat nicht viel Aussicht, ist moosbedeckt mit kleinen Steinchen, aber ich habe heute keine Lust, weiterzusuchen. Das Tagesziel ist erreicht, ich verschwende nur eine Stunde Tageslicht, wenn ich 16:30 Uhr schon aufhöre. Von der wenig befahrenen Straße aus kann man das Zelt auf 10 Meter Länge sehen. Aber wer schaut schon zur Seite, wenn er Auto fährt? Es hat sich niemand was anmerken lassen.

Valun ↣ Vidovići
Ich schlafe gut und fange trotzdem erst 8 Uhr mit dem morgendlichen Programmpunkt Nr. 1, Kaffee kochen, an. Dazu Leberwurstschnitte mit Weißbrot aus Cres. Die im Halbkreis um das Haus stehenden Bäume haben in der Nacht den Wind gut abgehalten, allerdings erreicht mich keine Morgensonne.
10 Uhr starte ich die Wanderung. Zuerst auf einer Betonpiste auf die Bergkette. Am nächsten Pumpenhaus verschießt eine Frau das Tor und fährt mir in ihrem weißen Elektroauto entgegen. Vermutlich ist ihr nächstes Ziel mein Übernachtungsplatz. Keine Ahnung, ob sie mich entdeckt hätte.
Direkt am Ende der Betonpiste steht ein Hydrant mit einem Wasserhahn dran. Aus meiner Richtung sieht man ihn nicht, weil ein kleiner Busch davor gewachsen ist. Er ist aber in OSM eingezeichnet. Ich fülle wieder auf 2 Liter Wasser auf und esse dafür einige Tomaten.
Lubenice ist ein hübscher kleiner Ort in sehr exponierter Lage. Es zieht wie Hechtsuppe. Ich kaufe es den Infotafeln ohne weiteres ab, daß es hier manchal auch im Sommer schneit. Es gibt Wasser auf dem Platz vor der Kirche und auf dem Friedhof. Die Menschen haben sich sehr teuer aussehende Grabmale errichten lassen. Ich schaue fasziniert in die Gesichter der dort Begrabenen und lese mir ihre Lebensdaten durch. Viele sind sehr alt geworden.
Von dem Wanderweg scheint hier niemand zu profitieren. Mehrere "No Camping"-Transparente hängen an den Wänden. Nicht weit entfernt ist in OSM eine Höhle eingetragen. Ich will sie mir ansehen, laufe aber erst mal dran vorbei. Die Öffnung ist nur ein flacher, schmaler Spalt und auch drinnen scheint es nicht höher zu werden. Was für Leute, die gerne auf dem Bauch in Löcher kriechen.
Ab jetzt wird der Weg wieder richtig schön. Ein schmaler Pfad durch Kiefernwald direkt über der Steilküste. Auf dem nächsten Gipfel mache ich Rast. Die vielen Besucher von Lubenice, deren Autos auf dem Parkplatz standen, kommen nicht hierher.
Gleich danach kommt noch eine richtige Höhle, die Spilja Morska Peć. Am Boden ist ein Lagerfeuer angelegt. Die heruntergefallenen Steine sind sehr grün, aber es tropft nirgends Wasser auf den Boden.
Kurz vor um drei bin ich auf dem Helm, dem höchsten Gipfel in der Gegend (482m). Von da sehe ich zum ersten Mal den Vransco Jezero, den großen Süßwasser-Binnensee. Schade, daß man da nicht mehr hin darf.
Der nächte Ort, Vidovići, wird laut Wikipedia nur noch von 2 Einwohnern bewohnt. Er hat sogar ein Restaurant, das Mali Rai. Von wem der Beiden das wohl die Stammkneipe ist? Ich werde 16:30 Uhr dort sein.
In Cres hatte mich bei dem kurzen Gespräch im Büro der Stadtverwaltung die Projektleiterin der Via Apsyrtides zu sich nach Hause eingeladen. Sie ist die Eine der Beiden, die in diesem Ort wohnen. Weil sie mein Blog noch nicht gelesen hat, überfalle ich sie unvorbereitet. Sie zeigt mir ihr Haus, daß ihr Mann von seinen Vorfahren übernommen hat. Es stand seit den 60ern leer und sie und ihr Mann bauen es seit 3 Jahren aus.
Als wir auf den Wanderweg zu spechen kommen, schüttet sie mir ihren Frust über die tiefe Kluft zwischen Theorie und Praxis aus. Für mich war der größte Mangel am Weg, daß es kein Verzeichnis aller für Wanderer geeigneten Übernachtungsmöglichkeiten gab. Mir schien es, daß die lokale Bevölkerung keinen Profit aus dem Weg zieht. Eigentlich sollten sich in jedem Ort Leute finden lasse, die ein Stück steinfreie Wiese für ein Zelt oder ein Zimmer ohne Einrichtung für Wanderer mit Schlafsack und dazu Wasser und Toilette bereitstellen können. An jedem Wanderer könnten sie 5 - 25 verdienen. Scheinbar müßten sie dann aber einen Haufen Bürokratie auf sich nehmen.
Leider kann ich nicht ewig quatschen, denn ich muß mir selbst noch eine Unterkunft suchen. Das Angebot, im Haus zu übernachten, schlage ich aus und auf dem Grundstück gibt es nichts Geeignetes für mein Zelt. Ich verabschiede mich und finde kurz vor Sonnenuntergang einen akzeptablen Platz unter Bäumen an einer Steinmauer.

Vidovići ↣ Ustrine
In der Nacht ist das Wetter umgeschlagen. Ein kalter Wind pfeift über die Baumwipfel. Ich freue mich über den Schutz der Mauer und der Bäume über mir. Das Zelt bewegt sich kaum. Früh ist es zum ersten Mal bewölkt. Kurz nach neun gehts los.
Der Weg ist heute einfach, auf Forstwegen und schmalen Pfaden, was nicht verhindert, daß ich unaufmerksam werde und einer schön gleichmäßig abwärts verlaufenden Betonpiste folge, statt abzubiegen. Ein extra Kilometer ist die Folge.
Ich begegne keinem Menschen, einem Hirsch und einem Wildschwein. Der Laubwald kurz vor Ustrine ist mal eine schöne Abwechslung.
Das heutige Etappenziel ist Ustrine und dort bietet jemand ein Apartment für 66 € an. Ich buche es, damit ich mal wieder etwas Komfort habe. Ich bin schon 15 Uhr dort. Das Quartier ist hübsch und kuschelig, verteilt über zwei Etagen mit einer super Aussicht über die Kvarner Bucht, nur ohne Sonne. Ich bekomme noch zwei Bier, denn im Ort gibt es außer Apartments nichts weiter. Der Imbis ist schon winterfest gemacht worden.

Ustrine ↣ Osor
Der Wind pfeift ums Haus, daß es sich wie permanentes Donnergrollen anhört. Ich bin jetzt schon eine Woche unterwegs und habe die Hälfte geschafft. Auch die schönen Tage scheinen zu Ende zu gehen, denn seit einer Weile zeigt der Wetterbericht penetrant Dauerregen ab dem 21. an. Ich muß mich sputen.
Für drei Tage habe ich noch Fertiggerichte mit und noch Snacks ohne Ende. Nur mein Brot ist alle geworden. Wegen Wochenende werde ich zwei Tage lang nichts einkaufen können. Meine Vermieterin gibt mir ein Paar Scheiben Brot mit. Ich mache mich kurz vor zehn auf den Weg. Heute scheint wieder die Sonne.
Der Südteil von Cres ist sehr flach, ich komme im Sauseschritt voran. Erst im Norden von Lošinj gibt es wieder Berge. Mein Ziel für heute ist eine Hütte, die auf der nördlichsten Spitze des Höhenzugs in Lošinj steht, die Planinarska kuća Sveti Gaudent. Vielleicht kann ich da übernachten.
Das Quartier für morgen habe ich auch schon gebucht, ein Apartement in Ćunski. Muß ich nur noch dahin kommen.
Jede Stunde mache ich Rast, weil dann der Rucksack zu drücken anfängt. Die zweite Pause mache ich an der Höhle Jamina Sredi. Vom ersten Kreis der Höhle gelangt man durch einen schmalen waagerechten Spalt in die Haupt-Höhle. Ich krabble da durch und stehe in einer großen, sehr hellen Höhle, denn das Dach ist in der Mitte weggebrochen. Laut Infotafel war die Höhle lange von unseren Vorfahren bewohnt. Vermutlich fielen damals öfter mal Ziegen vom Himmel, die sich im Trichter der Dachöffnung verkraxelt hatten und nur noch gebraten werden mußten.
Osor ist ein kleiner Ort mit einem hübschen Marktplatz. Viele Bronzeplastiken sind in den Gassen ausgestellt. Ich halte mich nicht lange auf, weil ich nicht weiß, wann die Brücke öffnet. 15:30 Uhr betrete ich die Insel Lošinj.
Um Osor herum sind in der Karte zwei Zeltplätze eingezeichnet. Den auf Cres gibt es nicht an der in OSM angegebenen Stelle. Der auf Lošinj ist hübsch oberhalb des Kanals gelegen, aber geschlossen. Einige Menschen sind noch auf dem Gelände und ich tanke noch etwas Wasser. Das Beste ist aber ein Getränkeautomat am Eingang, der noch befüllt ist. Ich ziehe ein Bier für die Ankunft am Etappenziel.
Es hätte so schön sein können! Seit der Höhle bin ich ohne Pause unterwegs zu der Hütte auf dem Kamm. Sie war mir von der Projektleiterin empfohlen worden. Der Weg dahin war immer enthusiastischer mit Herzen statt Kreisen markiert worden. Als ich sie erreiche, ist die Westseite mit den Bänken davor in wunderbares Abendlicht getaucht. Leider ist sie wegen Renovierung geschlossen. Auf einem Zettel erfährt man Telefonnummern, die man hätte anrufen können, um Ausnahmen für Gruppen zu verhandeln. Es gibt keinen Regen- oder Windschutz. Letztlich ist es eine Privathütte. Wie kommen die Leute nur dazu, in OSM das Zeichen für Schutzhütte zu verwenden? Das ist wie wenn ich einen Defilibrator eintragen würde und dann ist da nur eine Steckdose.
Was nun? Um mich davor auf die Bänke zu legen ist mein Schlafsack zu dünn und der Wind zu stark. Zelt aufschlagen geht nicht, weil ich die Heringe nicht in den Beton bekomme. Die fast kahle Bergkette verspricht auch keinen Windschutz. Ich gehe trotzdem weiter und will mir den nächsten Sattel ansehen.
Tatsächlich finde ich dort eine kleine Stelle im Busch neben dem Weg, wo vom Weg abfließendes Wasser etwas Lehm hingeschwemmt hat. Darauf liegen Steine und darüber ist dichtes Gestrüpp, aber damit kann ich arbeiten. Ich sammle Äste und Steine weg und breche eine Öffnung in die abgestorbenen Äste, in die gerade so mein Zelt paßt. Leider erwische ich nicht alle Wacholder-Dornen und piekse mir zwei Löcher in die Zeltunterlage. Neben dem Zelt ist kein Platz mehr für den Kocher, also gibt es zum Bier nur harte Wurst.
Sichtungen in freier Wildbahn heute: 0 Menschen, 5 einzelne Rehe, 4 Schafe, 1 Hirsch, 1 Bienennest.

Osor ↣ Ćunski
Der Windschutz durch die Büsche rundrum war perfekt. Der Wind heult, bewegt aber kaum mein Zelt. Es gibt nur ein paar Riegel zum Frühstück und kaltes Wasser dazu. Mit dem Aufstehen lasse ich mir Zeit, 5 Kilometer der heutigen Etappe habe ich ja schon hinter mir. Kurz vor 10 gehe ich los.
Beim Aufstieg auf den ersten Gipfel, Televrina (588 m) überholen mich die ersten Wanderer, die ich auf dieser Tour sehe. Es ist ein Paar aus Ajdovščina, Slovenien, die einen Wochenendausflug machen. Sie sind von Osor gestartet, haben aber eine andere Route genommen. Ich bekomme einen leckeren Energieriegel von ihnen, der in ihrem Ort hergestellt wird. An der Kirche Sv. Nikola wird es richtig voll. Viele Deutsche sind gerade oben angekommen.
Ab da folge ich den Wegweisern nach Ćunski. 4,5 Stunden sind dafür auf dem Wegweiser angegeben. Ich kann das nicht glauben, schließlich soll die komplette Etappe 8, von der ich schon die Hälfte hinter mir habe, laut Webseite nur 4 Stunden dauern!
Das Problem ist: Es gibt keinen Kammweg nach Ćunski! Vielmehr hat jemand in weglosem Gelände eine Passage nach Ćunski zu finden versucht und seine Route mit roten Kreisen auf weißem Grund markiert. Es sind tausende solcher Zeichen, die einen Pfad markieren, der wild hin und her, vor und zurück, hoch und runter verläuft. Steht ein Busch im Weg geht zack über die Begrenzungsmauer und 5 Meter weiter wieder zurück. An einer Stelle fühlt es sich an wie Serpentinen laufen, nur ohne Steigung. Das Gelände ist durchgehend schwer, zerklüfteter und zerbröselter Kalk eben.
Nichts hat mich auf so was vorbereitet. Die Etappenbeschreibung sagt zwar "hard", aber das kann auch die 910 Meter Anstieg oder die 19 km Länge meinen. Generell gibt es keinerlei Angaben zur Wegbeschaffenheit auf der Webseite, schon ungewöhnlich für die Beschreibung eines Wanderwegs. Hätte ich nicht ausgerechnet heute schon eine Unterkunft gebucht, hätte ich das gelassener gesehen. So habe ich den Ausstieg zurück nach Sveti Jakov genommen. Das ist ein Weg, der einfach erfrischend geradeaus verläuft. Ich gehe 100 Meter und kehre dann nochmal zur Kreuzung zurück. Vielleicht verläuft der Kammweg ja ab jetzt wie dieser Zubringer? Nein, zur anderen Seite verläuft ebenso ein normaler Weg, aber das Kammgekraxel bleibt weiterhin chaotisch. Also doch Abstieg.
Jetzt habe ich noch 7 Kilometer Schnellstraße vor mir. Es gibt keinen weiteren Weg. Ab und zu halte ich den Daumen raus, aber niemand hält. Als ich das Daumenraushalten schon aufgegeben hatte, hält doch noch eine nette Deutsche neben mir und bringt mich nach Ćunski. Sie will morgen noch eine Wanderung unternehmen, bevor der Regen kommt.
Das Apartment ist nicht so hübsch wie das gestern, ich bekomme kein Bier und die Kneipe sieht nicht so aus, als ob sie noch mal aufmachen würde. Weil Google sagt: "öffnet 18 Uhr" gehe ich 18:30 nochmal hin. Jetzt brennt Licht, trotzdem werde ich unwirsch mit "closed" vertrieben. Bier über die Straße gibt es auch keines.
Ich mache mir in meinem Apartment ein Outdoorgericht warm und esse das vom Teller. Das hat's auch noch nicht gegeben. Ein Herbergenfoto habe ich auch noch keines.
Ćunski ↣ y
